Ein Dorf im Taunus. Eine Familie aus Dalmatien. Eine zerrissene Kindheit und eine rebellische Jugend. Die vielfach preisgekrönte Autorin Marica Bodrožić erzählt von einer jungen Frau und ihrem Weg in die Freiheit.
Pepsi liebt das Leben und den flimmernden Schlaf des Sommers. Ihre Eltern arbeiten in Hessen und tauchen nur in den Sommerferien auf dem einsamen Hof des Großvaters in Dalmatien auf. Zeitweise kommt sie auch bei anderen Verwandten unter, doch wo immer sie ist, bleibt sie fremd. Nur in der Natur fühlt sie sich aufgehoben, verbringt, fasziniert von der Sprache der Vögel am Himmel, ihre Tage barfuß im Gras. Als die Eltern sie zu ihren Geschwistern in die Einzimmerwohnung in einem Dorf im Taunus holen, will Pepsi sofort wieder weg. Die vom Putzen rissigen Hände der Mutter sind zu keiner Zärtlichkeit fähig. Der Vater beginnt seine Tage mit Schnaps. Das neue Leben hält aber zugleich Dinge bereit, zu denen das Mädchen sich wie magnetisch hingezogen fühlt. Die Welt der Bücher und Buchstaben, die deutsche Sprache, in die sie sich so plötzlich und heftig verliebt wie später in Aleksandar. Doch als sie Abitur machen und studieren will, wird ihr das verboten, weil sie kein Junge ist. Es ist wie ein Stich ins Herz, ein Abschied – und zugleich ein Neubeginn.
Wer sich selbst zurückgewinnen muss, braucht Gewissheiten. Es ist dies vielleicht einer der wenigen Zustände, in denen man sich des eigenen Gewussten, dessen man sich sonst, wenn man in der Zeit ist, selbstverständlich bedient, vergewissern muss. Die Gewissheit, um die es hier geht, ist diejenige, um die vielleicht das ganze Werk Bodrožićs kreist: die poetische Ermöglichung der inneren Stunde gegen den Zeitpfeil, gegen die horizontale Kraft der Uhren. Möglich wird dies nur, wenn man sich wie Marica Bodrožić ganz und gar unbedingt dem verpflichtet weiß, was sie die poetische Vernunft nennt, die permanent anschreibt gegen die gusseisernen Begriffe unserer Zeit, andichtet gegen die Unterwanderung der Wahrheit, die Entleerung der Worte, die Lüge und sich stattdessen dem Fließenden und Offenen überlässt und der Bewegung der inneren Wahrheit treu [bleibt], immer bereit, auf dem Weg in die Freiheit den Sprung ins Ungewisse zu wagen. Die poetische Wahrheit ist also keine, die uns Lesern hübsch angerichtet auf dem Tablett serviert wird. Vielmehr ist es eine Wahrheit, der wir, so wir denn wollen, als Weggefährten der Dichterin ein Stück weit folgen dürfen, dabei aber nicht einfach mit-laufend, sondern mit-denkend, mit-fragend, mit-sinnend und -fühlend, mit-sehend und -hörend, vor allem auch: mit-liebend – vielleicht auch bereit, selbst den Sprung ins Ungewisse zu tun.
Bodrožić hat einen Bildungsroman mit unerwarteten Wendungen geschrieben, der mitunter entrückt, beinahe märchenhaft erzählt wird. Ihre Heldin Pepsi sucht und findet die erste Liebe, ihre eigene Stimme und ihren Weg zwischen Unentschlossenheit und Selbstverwirklichung.
Tagesspiegel
Niemand versteht es, wie Marica Bodrožić von der Gewalt wie von der Schönheit des Lebens gleichermaßen stark zu erzählen. Niemand sieht so tief in die Seele des Menschseins und leuchtet in den Innenraum der Worte wie in eine Landschaft.
Rebecca Elsässer, Novemberagentur
Eine der außergewöhnlichsten, frischesten und originellsten Stimmen der zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur.
Claudio Magris
Die Wurzel und zugleich die Potenz ihrer bisherigen Erzählkunst. Eine an tiefsitzenden Verletzungen reiche Gegenwart braucht Bücher wie "Das Herzflorett“
NDR Kultur
Was für ein starkes Buch, was für eine Wortgewalt.
Shila Behjat, ZDF / ARTE