Wie sich in („Der Spieler der inneren Stunde“) unter dem Gebot der Erinnerungsarbeit der kindliche Blick des in seiner Einsamkeit früh erwachsen gewordenen Mädchens in Literatur, genauer in Poesie verwandelt, das zeugt von einem harmonischen Verhältnis der Autorin zwischen Herz und Hirn, zwischen Gefühl und Intellekt: Ein Roman, der auf exemplarische Weise das Diktum Saint-Exupérys bestätigt, man sehe (und schreibe) nur mit dem Herzen gut.
Cornelia Staudacher | Deutschlandfunk
Der Duft von Olivenholz, der Geschmack von Wein und Öl, (...) das Blau, Braun und Grün in der festlichen Kirche. All das trägt ebenso zum Flair dieses Erzählstromes bei wie die (...)Sprache – die in ihrer lyrischen Eigenwilligkeit immer wieder an Rilke erinnert. Ein ungewöhnlich starkes Romandebüt!
Charles Linsmayer | Der Bund
„Der Spieler der inneren Stunde“ ist (…) ein Roman, der sich mit poetischer Dichte und reduziertem Sprachgestus eine kleine Welt vorgenommen hat und eine ganz große in sich birgt. Ein Text, der zwischen Verklärung und Abgeklärtheit seine überzeugende literarische Möglichkeit gefunden hat. Und: „Der Spieler der inneren Stunde“ ist nicht zuletzt ein Roman, der die deutsche Gegenwartsliteratur um ein poetisches Stück differenzierter literarischer Weltschau reicher macht, viele junge Neuerscheinungen weit in den Schatten stellt und dem viele Leser zu wünschen sind.
Katja Gasser | ORF1
Die Verwandlung ging über in ein Zündeln des Lichtes, niemand war hier Herrscher, und so kam ihr die vom Großvater aufgesagte Bibelstelle in die Ohren. Ein sirrender Ton hob die beiden Sätze ins rechte Ohrgehäuse. Das Ohr ging auf, eine allein mit Wünschen zu öffnende Tür. Dort lebte eine lange Lichtschnur, die das Kind später zu malen begehrte. In der Lichtschnur zog sich ein ummäntelter Gang in die Länge, er führte in alle Richtungen, und doch musste kein Weg gleich begangen werden. Die hinausführenden Schilder waren durchsengt von helle und die Namen nur schwer zu lesen. Ein leichtes Heben und Senken der Schnur war zu sehen, die nun, ganz deutlich vom rechten Ohr ausgehend, Teil des eigenen Kopfes geworden war. Noch während die Bewegungen gleich dem Wuchs einer Pflanze in Zeitraffer ins Innere des Lichts hinausverströmt waren, hatte das Kind erst leise, dann ins Flüstern übergehend und sogleich laut formuliert Denn ein jeder Baum wird an seiner Frucht erkannt. Man pflückt ja nicht Feigen von den Dornen, auch liest man nicht Trauben von den Hecken. Beim letzten Wort war die Schnur zum linken Ohr gewandert und mündete dort in einem violetten Punkt. Im Violett verschmolzen beide Sätze, und die Farben sprachen in Schüben, wie mit einem vibrierenden Atmungsorgan.