„Als Essayistin führt Marica Bodrožić die Sinnlichkeit eines Denkens vor, das immer mehr weiß als die Denkende und ins poetische Suchen führt. Sie öffnet sich dabei bewusst den Traditionen mystischen Schreibens an der Grenze des Sagbaren. Marica Bodrožić findet in ihren Werken eine Sprache, die in eine körperliche, sinnliche und empfindende Weite führt und Welt – wie es einst die Romantiker vor Augen hatten – sprachschöpferisch formt. Sie pflegt eine synästhetische „Poetik der verknüpften Sinne“ und scheut sich nicht, eine geistige Verantwortung der Literatur in der Gegenwart zu formulieren, in der Mitgefühl und Liebe und Einfachheit eine Rolle spielen.“
CHRISTIAN LEHNERT
Niemand nordet meinen menschlichen Kompass so poetisch und klug wie Marica Bodrožić.
MARIA-CHRISTINA PIWOWARSKI
Marica Bodrožić denkt literarisch und fasziniert mit ihren klug strukturierten Gedanken, die sie höchst überzeugend vorträgt. Als Realistin untersucht sie die Utopie.
MICHAEL ERNST, MDR
Dieses Buch gibt Mut und Kraft, in dieser so komplizierten und schwierigen Zeit, in der mir hin und wieder die Zuversicht abhandenkommt.
Gabriela Hermer, RBB
Marica Bodrožić gelingt es, über die dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte, über schwierigste politische Themen mit einem Blick nach innen zu schreiben. Mit Ruhe, Mitgefühl - und Liebe. Und man fragt sich, ob das nicht die einzige Art ist, mit der man in diese Dunkelheit blicken sollte.
Gilda Sahebi
Marica Bodrožićs Die Rebellion der Liebenden ist die logische Fortsetzung von Mystische Fauna, Die Arbeit der Vögel und Pantherzeit. In allen Büchern geht es um den inneren Widerstand gegen Isolation und Bevormundung und die Selbsterkundungen freien Denkens. Dieses Buch (...) plädiert für Liebe nicht als Kategorie des Habens, sondern als innere Standortbestimmung.
Prof. Dr. Michael Braun
Zutiefst aufrichtig schafft es Marica Bodrožić einmal mehr, aus eigenen Lebenserfahrungen auf das Große und Ganze zu schließen. Feinfühlig und alle Sinne vereinend, eröffnet sie uns Wege in die Schönheit und unbedingte Relevanz des eigenen Denkens und Fühlens.
Shelly Kupferberg
In Zeiten der Krisen und der Kriege bleiben Nachdenken und Nachhören oft auf der Strecke. Die Stille, in der überhaupt erst Gedanken und Einsichten entstehen können, ist ebenso gefährdet wie die Sprache, die Menschen verbinden soll. Davon erzählt, sehr persönlich, die Lyrikerin, Romanautorin und Essayistin Marica Bodrožić in ihrem neuen Buch „Die Rebellion der Liebenden“ - Essays, in denen sie sich für Durchlässigkeit, Verletzlichkeit, Gnade und Ungezähmtheit stark macht.
Carsten Hueck, Deutschlandfunk
Die im Dienst der Liebe Rebellischen können sich selbst lesen und scheuen die Arbeit nicht, die das Bewusstsein und das Wunder ihnen abverlangen. Die anderen malen an einer in zwei Polen sich ausagierenden Welt: Hier ist mein Blick, dort ist deiner. Es gibt keine Mitteilungen, keine Ideen vom Dazwischen, vom Gespräch, von den Wegen zwischen Worten und Menschen. Außerdem muss ein Mensch in seinem eigenen Bewusstsein von sich selbst zuerst gestärkt und dann bereit sein, alles über sich selbst zu vergessen und ein Niemand zu werden. Im geöffneten Raum seiner Wahrnehmung wird das Bewusstsein ein Ort, der mit dem Rest der Welt, der mit allen anderen Orten verbunden ist. Ohne Durchlässigkeit und ohne das Ablassen von sprachlichen Verhärtungen, von Ideologien und alten Erzählungen, die uns selbst und den öffentlichen Raum unterwandern, lässt sich dieser innere Ort nicht betreten. Die Zuspitzung eines Denkens in Dualitäten mündet im schlimmsten Fall in Gewalt und entlädt sich im Krieg. Doch das Leben ist keine Theorie. Es ist ein unermessliches Geschenk, und wir können von Dankbarkeit erfüllt sein, wenn wir es in Unversehrtheit leben dürfen.
Zwischen der Überschreibung durch die Gewalt und dem Urgrund des Seins gibt es einen Raum der Güte, eine stille, aber lebendige Welt, die eine Aufforderung zur Liebe ist. Sein und Wissen, ohne selbst zurückzuschlagen. Ist das der Ort der Poesie, an dem die eigentliche Rebellion der Liebenden stattfindet? Diese Rückkehr zu den anderen Augen, die ohne Gegnerschaft auskommt, mündet im Erkennen der Wahrheit. Die geduldige Einkehr in die Vertikale unserer inneren Landschaft zeigt, dass diese Liebe keine Kategorie des Habens ist. Sie erschließt sich mir nicht in Gegnerschaft und auch nicht im durchgetakteten Alltag, und doch, genau dort, wo das Sehen das tiefere Schauen einleitet, spricht diese Tiefe zu mir als Liebeslinie.
Aus der Erfahrung der eigenen Verletzlichkeit und aus meiner ja durchweg als schmerzlich erlebten Ungeschütztheit in meiner hessischen Jugend entstand aber noch etwas anderes, und das war eine nahezu seismographische Empfänglichkeit für die Leiden aller Lebewesen, die mich umgaben, für die der Tiere und der anderen Menschen, auch eine Wahrnehmung historischer Leiden ging damit einher, die mir mit einem Mal als Leiden Einzelner bewusst wurden.
Behalten wir die Berührung in Erinnerung, so wird das, was Simone Weil im Nachdenken über Krieg und Gewalt anhand der »Ilias« umkreist, unsere Haltung bestimmen. Sie schreibt, der reinste Triumph der Liebe, die höchste Gnade, die dem Krieg widerfährt, sei die Freundschaft, die im Herzen von Todfeinden erwache. Sie lösche den Durst nach Rache für den getöteten Sohn, für den getöteten Freund, sie hebe durch ein noch größeres Wunder die Distanz zwischen dem Wohltäter und dem Flehenden, dem Sieger und dem Besiegten auf. Diese Liebe entsteht nur in einem Zustand der Durchlässigkeit. Sie kann sich nicht schenken, wenn wir identisch sind mit dem, was die Feindschaft von uns will. Sie braucht unsere Verletzlichkeit, unsere bewusst wahrgenommene Ausgesetztheit.
Martin Luther King hat den Traum einer Welt ohne Rassismus, den Traum einer Welt der Gleichheit und Menschenfreundlichkeit und des Friedens in unser Bewusstsein hineingetragen. Wir sind die Fluren der Erde, auf denen seine Visionen zu tief empfundenen Wegen werden und Spuren in unserem eigenen Leben und Sehen hinterlassen können. Seine Worte müssen aber wahrhaft und im Einzelwesen gelebt werden, es nützt nichts, es entleert sie sogar, sie nur kollektiv zu wiederholen. Sie harren unserer Begehung in uns selbst, um auch Erde zu sein, die Wachstum als eine Verbindung, als Wärme zu sich selbst und zu anderen Lebewesen versteht. Die Radikalität einer jeden Utopie ist die des Sich-an-der-Wurzel-Fassens, die des Dortseins, wo ich bin, weil du bist.