Um zu verstehen, mit welcher Intensität Marica Bodrožić mit dem existentiellen Phänomen Sprache im Deutschen umgeht, lote man die Bedeutungstiefe der folgenden Reflexion aus: »Ein Gewirk aus Bewegungen, Tönen, Gerüchen, Kopf- und Körperhaltungen, aus Augenblicken, Augenfarben, Mundregionen und Wangenleuchten hat sich mit dem Klang vereinigt. Beispielsweise Streben, Strom, Schneise sind drei Wörter, die sich für mich in einem Wortraum bewegen.« Das ist eine ins Hörbare übersetzte Sinnlichkeit, die scheinbar bekannten Worten einen neuen Bedeutungsbereich erschließen, und zwar durch klangliche Verschleifungen. Wer im Schreiben von Marica Bodrožić den unaufhörlichen Versuch erkennt, eine unverstellte Art des Menschlichen auf unverhoffte Weise in die Literatur einzuführen, wird dieses Werk mit doppeltem Gewinn lesen.
Prof. Dr. Rüdiger Görner
Queen Mary University of London